Ort Saldria

Die Witwe Matthias von Salderns, Gertrud von Saldern geb. von Hake (1518–1595), schenkte 1589 den an der St. Gotthardtkirche Brandenburg an der Havel gelegenen ehemaligen Bischofssitz auf Betreiben des ihr befreundeten Humanisten, Rektors und Stadtsyndikus Zacharias Garcaeus der Altstadt Brandenburg. Grund war der Umstand, dass die westlich der Kirche gelegene Alte Lateinschule die wachsende Schülerzahl nicht mehr zu fassen vermochte. Die Altstädtische Lateinschule wurde nach ihr benannt und erhielt den Namen Saldria.  In der Nachfolge steht heute das von Saldern-Gymnasium Europaschule.

Zur Stifterin heißt es www.frauenorte-brandenburg.de:

“Gertrud von Saldern

1518-1595 | Kurfürstliche Erzieherin und Stifterin der Gertrud von Saldern-Schule

 FrauenOrt Gertrud von Saldern: Interkulturelles Zentrum „Gertrud von Saldern“, Gotthardtkirchplatz 10, 14770 Brandenburg an der Havel

Gertrud von Hake wird im März 1518 in der Mark Brandenburg geboren. Als Erzieherin der Töchter des Kurfürsten Joachim I. lernt sie am Hof in Berlin den kurfürstlichen Rat und Oberkämmerer Matthias von Saldern, ihren geliebten „Junker“ kennen, den sie später heiratet.

Erkämpfung ihres Erbes und Stiftungsgründung

Für 1.000 Reichstaler erwirbt die im Schloss Plaue residierende Familie von Saldern 1567 vom Erlös von Gertruds Berliner Immobilien den ehemaligen Bischofshof am Gotthardtkirchplatz als repräsentativen Familiensitz. Hochgeschätzt bei Hof und in der Stadt steht Gertrud von Saldern mit Intelligenz, Courage und Weitblick ihrem Haus vor. Nach dem Tod ihres Mannes 1575 erkämpft die brillante Rednerin vor Gericht den Stadthof als ihr Erbe, um mit ihm den Grundstock für ihre Stiftung „Gertrud von Saldern“ zu legen. Auf Anregung des Bürgermeisters Simon Roter schenkt die entschiedene Lutheranerin 1589 ihr „hauß unndt hoff zu Brandenburgk“ der Stadt für eine moderne Lateinschule „zur Ehre Gottes und zur Erhaltung des evangelischen Wortes“. Ergänzend stiftet sie 10.000 Reichstaler für dreijährige Studienstipendien und für „Bett und Tisch“ für bedürftige Schüler. 1591 wird die Schule feierlich eröffnet.

Am 27. Mai 1595 stirbt Gertrud von Saldern in Magdeburg und wird dort in der St. Ulrichskirche bestattet. Über 400 Jahre, bis zum Jahr 2001, dient das Gebäudeensemble am Gotthardtkirchplatz ununterbrochen als Schule. Seit 2008 nutzen die Kirchengemeinde und die Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft das Gebäude als „Interkulturelles Zentrum“.”

Auszug aus Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt
Reihe A
Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts
Band 20

“E 94 Stipendienstiftung Familie von Saldern
Benutzungsort: Wernigerode
Umfang:  4,8 lfm unverzeichnet
Laufzeit: ca. 1588–ca. 1892
Der Bestand umfasst die Überlieferung einer Stipendienstiftung der Familie von Saldern.
Die 1595 verstorbene Gertrud von Saldern, geborene von Hake, Witwe des kurbrandenburgischen Rates und Kämmerers Matthias von Saldern auf Plattenburg und Plaue, stiftete
1588 in ihrem Testament 10.000 rt. für Stipendien, die Schülern, Studenten sowie adligenFräulein und Witwen zugute kommen sollten. Dazu gehörten Studienstipendien für junge Adlige, denen drei Jahre Studium an deutschen Universitäten finanziert werden konnte. In den Genuß der Stiftung sollte die Saldernsche Verwandtschaft, der brandenburgische Adel,
aber auch Arme aus der St.-Ulrichs-Gemeinde in Magdeburg kommen, der Gertrud durch ihren Witwensitz verbunden war und in deren Kirche sie bestattet werden wollte. Die Stiftung steht in engem Zusammenhang mit der Saldernschule in Brandenburg an der Havel. Gertrud schenkte 1589 ihr dortiges Haus, den ehemaligen Bischofshof, der Stadt zur Einrichtung einer Schule und eines Internats für vornehmlich adlige Saldernsche Stipendiaten. Die Stiftung war bis in das 19. Jh. tätig. Sie ist nicht zu verwechseln mit der 1589 begründeten Stipendienstiftung der Ilse von Saldern, verwitwete von der Schulenburg (siehe H 95). Die Verwaltung der Stiftung wurde gemeinschaftlich von den Testamentsverwaltern der Familie und dem Magdeburger Domkapitel getragen, bei dem das Archiv der Stiftung geführt wurde. Nach der Auflösung des Domkapitels 1810 gelangte der Bestand mit dessen Archiv in das 1823 gegründete Provinzialarchiv Magdeburg, der Vorgängereinrichtung des heutigen Landeshauptarchivs.”

Dokumente

Kohnke_1992_Brandenburg_Saldria.pdf

Wiese_L_1864_Saldria.pdf

Text von Matthias v. Saldern