Liegenschaft Todtenkopf
Besitz
Vornamen | Lebensdaten | Herrschaft | Bemerkung |
Max | 1824-1901 | 1886-1901 | Erbaut 1890 |
Werner | 1852-1930 | 1901-1924 | Sohn |
Werner | 1884-1957 | 1924-1930 | Verkauf 1930 |
Beschreibung
Matthias v. Saldern (1508-1575) hatte seinem Kurfürsten Joachim II. für seine Aufgabe als Oberstkämmerer seit 20 Jahren treu gedient, aber aufgrund der permanenten Geldknappheit in der kurfürstlichen Schatulle kein Gehalt bezogen.
Als Ausgleich für diese 20.000 Gulden Schulden erhielt Matthias vom Kurfürsten Joachim II. im Jahre 1552 das Amt Plattenburg als Pfandlehen und wurde ihm in 1560 mangels Schuldeinlösung die Herrschaft Plattenburg-Wilsnack mit Klein Leppin und Zernikow als erbliches Lehen endgültig übertragen. Sein Erbe und Neffe, Burchard v. Saldern (1568-1635) teilte den Besitz unter seinen beiden Söhnen auf. Hans Siegfried v. Saldern (1620-1688) erhielt Plattenburg und Zernikow, Jakob von Saldern (1608-1678) erbte Wilsnack und Klein Leppin.
Zur Herrschaft Klein Leppin gehörte von Anfang an auch die Waldung Todtenkopf, die ebenfalls auch seit 1552 im Besitz der Familie von Saldern war.
Der Name Todtenkopf findet seinen Ursprung aus dem wendischen Wort „Totikow“ und soll „Moorwald oder Urwald“ bedeuten.
Während der Zeit der DDR wurde Todtenkopf 1952 in „Waldfrieden“ umbenannt und gehörte als selbstständiger Gutsbezirk zum Kreis Westprignitz, heute gehört es zum Bundesland Sachsen-Anhalt und ist Teil der Stadtgemeinde Havelberg.
Das Gebiet Todtenkopf umfasste ca. 700 ha mit ca. 520 ha Wald und dem Rest von ca. 180 ha Ackerland, Weiden und Wiesen. Regelmäßig wurde der Wald und das Agrarland von der Havel- und Elbehochwasser monatelang überschwemmt und blieb unzugänglich. Bereits Friedrich der Große ließ Entwässerungskanäle anlegen, die auf 3 Km Länge das Gebiet Todtenkopf durchflossen. Ab etwa 1886 erfolgten eine systematische Waldbewirtschaftung und weitere Anlagen von Entwässerungsgräben, so dass eine Ansiedelung möglich erschien. Hier ist die Tatkraft von Richard Kurt Max v. Saldern (1824-1901) zu nennen, der neben Klein Mantel in der Neumark in Todtenkopf Siedlungshäuser bauen und auch vermutlich das Gutshaus errichten ließ. Auch errichtet Max v. Saldern eine Parkanlage, ein sogenanntes Arboretum und eine kleine Kapelle auf der Südseite des Gutshauses. Dieses Arboretum bestand aus in- und ausländischen Bäumen, die teilweise noch heute zu entdecken sind. Die Waldungen wurden mit ca. 2/3 Nadelwald (Kiefern, Douglasien, Fichten) und ca. 1/3 Laubwald (Eichen, Buchen, Esche, Erle, Birke und Ahorn) aufgeforstet und sollten Auskunft geben, ob die moorigen Überschwemmungsböden ein Wachstum ermöglichen.
Das Gutshaus wurde, soweit noch heute erkennbar um 1890 errichtet und im wilhelminisch-neugotischem Stil erbaut.
Anlässlich der 50. Versammlung des Märkischen Forstvereins im Mai 1928 erfolgte eine Waldbegehung mit dem Ergebnis einer sehr guten Bewertung, sodass die Aufforstungen durch Max v. Saldern nach 40 Jahren Aufwuchs als gelungen bewertet wurden.
Der letzte Gutsherr und tatsächliche Nutzer des Waldgutes war Werner von Saldern, der bereits in 1917 das Waldgut von seinem Vater gepachtet hatte und 1930 als Erbe übernahm. Er war es, der das Gutshaus in 1923 durch einen Anbau rechts des Hauses erweiterte. Auch installierte er Wasserleitungen und Ableitungen für wassergespülte Toiletten, entsprechend seinen Lebenserfahrungen vor dem 1. Weltkrieg in London. Dort kannte man das „Watercloset” (WC) schon Jahrzehnte. Hier in der abseits gelegenen Prignitz war das WC damals eine Sensation.
Auch beteiligte sich Werner finanziell an dem Bau der Kreisstraße von Kummernitz bis Damerow und Vehlgast. Diese Straße verläuft noch heute vor dem Einfahrtstor zum Gutshaus und der Kapelle vorbei.
Als Werner 1930 das Erbe in Klein Leppin antrat waren die wirtschaftlichen Gegebenheiten der Inflation und hohen Verschuldung Anlass, das Waldgut verkaufen zu müssen. Nach 378 Jahren im Besitz der v. Saldern kaufte der Berliner Baumeister Rudolf Moeser aus Berlin-Weißensee das Waldgut Todtenkopf. Er baute das Haus um und reduzierte die gotischen Dachaufbauten und bewohnte es bis 1945.
Das Waldgut wurde auch, wie sämtliche Saldernschen Gutsbesitzungen, noch 1945 enteignet und als Bürgermeisteramt, Konsumladen, dessen Fenstergitter noch mit der geschmiedeten Werbung „Konsum“ geziert ist, und von einem Kinderhort fortan genutzt.
Nach der Wiedervereinigung 1989 wurde das Gebäude dem Verfall überlassen. Im Jahre 2003 kaufte Dr. Roland Wierling aus Peine das Waldgut Todtenkopf, die Kapelle und Forsten. Inzwischen konnten mit Hilfe der Denkmalämter das Gutshaus und die Kapelle in ihren Zustand von 1930 instandgesetzt werden.
Dr. Wierling wird uns freundlicherweise anlässlich unseres Familientages auf der Plattenburg am Sonnabend seine Türen des „Rittergutes“, so nennt man das Gut heute, sowie der Kapelle öffnen und Einzelheiten erläutern.
Waldfrieden hat heute etwa 20 Häuser und 40 Einwohner und gehört zur Gemeinde Vehlgast-Kümmernitz, Havelberg.
Quelle: Vortrag von Jobst v. Saldern anlässlich des Familientags am 17. September 2016
Dokumente
von_Saldern_Jobst_2016_Referat_Todtenkopf.pdf